Schon wieder?

Ratloses Standesamt
In Friedrichshain-Kreuzberg können lesbische und schwule Paare noch keine Ehe für alle oder die Umwandlung ihrer Lebenspartnerschaft anmelden - dem Standesamt fehlt das Rüstzeug. Andere Bezirke sind weiter.

Schon wieder?

Mich erinnert das sehr an die Zeit, als die "Eingetragene Lebenspartnerschaft" eingeführt wurde (Juli / August 2001). Die Berliner Zeitung kommentierte damals "Berlin ist nicht Bayern - oder doch?".
Und später mussten wir dann noch selbst mit Hilfe der vorgenannten Zeitung dafür sorgen, eine ordnungsgemäße Urkunde zu bekommen:

"Ein schwules Paar fühlt sich durch den Text in seiner Heiratsurkunde diskriminiert - Diese oder irgendeine Partnerschaft" – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/15499332 ©2017

Diesen Kampf gewannen wir. Und dann dauerte es noch mal ziemlich lange, bis wir Lesben und Schwulen das bekommen, was durchaus (auch) als MENSCHENRECHT zu bezeichnen ist.

Unsere öffentlich am 19.8.1992 erhobene Forderung "richtig" heiraten zu dürfen, wurde also auch erfüllt. Und schon wieder haperts beim Vollzug.

Typisch Deutschland! Andere Staaten des Westens sind weiter, sogar Großbritannien und die USA.
Angesichts der anstehenden Wahlen erkennen wir das Politische in unserer Liebe. Hat doch auch was, schon wegen der Nazi-Vergangenheit der Deutschen. Dass nun endlich auch unsere Opfer aus der furchtbarsten und danach "bleiernen" Zeit Wiedergutmachung erfahren, freut uns. Nur leider sind die ja fast alle tot.

Aber zurück zur Sache:

Wir wohnen jetzt wieder in Bremen (Unterweser) und wollen unseren Personenstand hier schnellstmöglich in die echte Ehe "umwandeln", und zwar sofort am Sonntag, 01.10.2017. Die erforderlichen Papiere haben wir schon (beglaubigte Auszüge aus den Geburtenregistern des jeweilgen Standesamts: 20 Euro; schon mal bezahlt 2001).

Dem Innensenator haben wir bereits in einem persönlichen Schreiben mitgeteilt, dass wir es ungerecht fänden, wenn wir für die eigentliche Heirat jetzt noch einmal etwas bezahlen müssten, zumal wir das gerne am Schreibtisch des Standesbeamten/der Standesbeamtin erledigen. Ohne Tamtam, hatten wir schon am 10. August 2001.

Seine Antwort steht noch aus. Dass wir arm sind (Grundsicherungsempfänger) und schon deshalb von Sozialdemokraten hier Kostenfreiheit fordern müssen, weiß er wohl nicht ...

Auch gut, denn am 24.09. ist ja Bundestagswahl. Da machen wir mit, sicherheitshalber per Brief. Zu CSD-Paraden gehen wir nicht mehr hin.

Obwohl, nach langer Zeit gibt es ja auch in Bremen wieder einen CSD. Vielleicht machen wir ja mit und singen zum Marschtritt sehr laut:

LINKS, zwo, drei, vier, LINKS, LINKS, LINKS.

Vielleicht lässt sich der zu erwartende Rechtsruck in Deutschland dadurch ja verhindern. Und dazu trinken wir dann nicht etwa Champagner, Prosecco, Cola, Limo oder gar Wasser.
Nein, Eierlikör sollte es sein, denn das passt besser in unsere Zeit!

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